Wenn´s mal regnet - dann richtig

Kleines Rätsel: Über was redet der Deutsche, wenn er keine Ahnung hat, von was er reden soll? Ja, klar - vom Wetter. Ich dachte schon immer, dass es eine deutsche Volkskrankheit ist, immer und überall vom guten Wetter oder vom "Sauwetter" zu reden, bis ich auf die Santiagueños traf.
Das Wetter hier ist für unsere Verhältnisse schon etwas verrückt. So kann es im Sommer an einem Tag bis zu 50°C heiß werden (oder noch heißer) und am nächsten Tag, ohne große Vorwarnung, auf 20°C abkühlen, was für die Wetterverhältnisse hier sehr kalt ist.
Als ich an einem Dienstag Abend auf dem Weg zur Chorprobe war, waren schon Blitze zu beobachten, was mich natürlich sehr gewundert hatte, da auf meiner zuverlässigen Wetter-App eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 0% angezeigt wurde.
Aber wenn ich eins gelernt habe, dann ist es die Gewissheit, dass hier auf seine Wetter-App keinen Verlass ist. Als ich ins Stadtzentrum lief, kamen mir schon viele Menschen hektisch entgegen, die, nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, nicht verstehen konnten, warum ich bei diesem Wetter in die Stadt laufe. Als dann schließlich die ersten Tropfen zu spüren waren, hielten sogar Taxi-Fahrer an und fragten, ob man nicht mitfahren wolle. Ich natürlich dankend ab - "wir sind ja nicht aus Zucker!", würde meine Mama sagen - und jetzt mal ehrlich - was soll denn an ein paar Regentropfen so schlimm sein?
Nach 10 Minuten verstärkte sich der Regen etwas und ich entschied mich, beim nächsten Dach eine kleine Rast einzulegen, um nicht allzu nass zu werden, denn ich hatte natürlich keine Regenjacke und keinen Schirm dabei. Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung, denn als die ersten Hagelkörner mit der Größe eines Tischtennisballs vom Himmel fielen, brach absolute Panik aus und die Menschen suchten das Weite. Nach dem kurzen Hagelschauer waren die Straßen menschenleer und ausgestorben. Ich kam zwar fast trocken bei der Probe an, jedoch waren alle Chormitglieder sehr unruhig von dem Wetter und zeigten sich gegenseitig Bilder von Hagel und Überschwemmungen. Der Plan, nach der Probe ein Taxi nach Hause zu nehmen, scheiterte schließlich auch, da sich anscheinend noch keine Menschen auf die Straße trauten.
Ich habe das nie verstanden, warum die Menschen hier bei ein bisschen Wind und Regen so panisch reagieren, bis mir das jemand mal erklärt hatte. Die Stromleitungen sind meist sehr provisorisch befestigt und hängen überall herum. Bei Stürmen können sich diese lösen, was sehr gefährlich werden kann, wenn man in diesem Moment unter den Leitungen läuft.


Da es hier im Sommer immer sehr heiß wird, kann man hier auch mit mehr Niederschlägen rechnen. Es ist ziemlich amüsant, wenn es anfängt zu regnen, da sich nach wenigen Minuten schon die Straßen mit Wasser füllen und nach spätestens einer viertel Stunde die Straße einem Fluss gleicht. Dies hat uns einige Male schon überrascht, wenn wir zum Beispiel morgens in die Schule wollten. In manchen Vierteln steht das Wasser dann so hoch, dass nicht einmal Fahrzeuge die Straße passieren können. Will man dann zur Schule laufen, so ist man ständig auf der Suche nach "Inseln", um nicht knietief durch das Wasser waten zu müssen. Regnet es dann morgens, so kann man meist in der Schule keine Schüler vorfinden, da diese durch den Regen nicht kommen konnten (oder wollten?). Das ist dann schon immer amüsant, da du meist einen turbulenten Schulweg hattest und bei deiner Ankunft in der Schule feststellen musst, dass du eigentlich umsonst in die Schule gekommen bist.






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Atamisqui - eine ganz neue Erfahrung