Der erste Schultag


Nach 2 Wochen der Eingewöhnung, konnten wir zum ersten Mal an die Schulen gehen, die unsere Mentorin für uns ausgesucht hatte. Da wir noch keine Karte für den Bus hatten, wurden wir von den Schulleitern persönlich abgeholt.
Ich hatte meine Schulleiterin schon kennengelernt, da diese mit uns verschiedene Schulen angeschaut hat. Bis Dezember werde ich das "Colegio nuestra Señora de Loreto" besuchen und dort die Lehrer unterstützen und ein Projekt mit den Schülern machen.

Das Schulsystem ist hier in Argentinien besteht aus der Primaria und der Secundaria, nach welcher die Schüler die Möglichkeit haben, zu studieren. Die Primaria (Grundschule) besucht man im Alter von 6 -12 Jahren, die Secundaria (weiterführende Schule) im Alter von 13 - 17 (oder mehr) Jahren. Hier in der Schulen sind die Schüler verpflichtet, eine Schuluniform zu tragen, welche auch erkennen lässt, wie viel Geld eine Schule hat. Die Schule, in der ich arbeiten werde, gehört zu den etwas ärmeren Schulen hier in Santiago, was unschwer zu erkennen ist. Die Klassenräume sind sehr sporadisch eingerichtet und manchmal hat der Lehrer nicht einmal ein richtiges Lehrerpult. Trotzdem gibt es zum Glück in ein paar Klassenräumen Ventilatoren, die im Sommer bei 50°C bestimmt eine große Hilfe sein werden.
Zudem herrscht ein kleines Platzproblem in den Schulen Argentiniens, da zu wenige Räume für viel zu viele Schüler vorhanden sind. An großen Schulen werden deswegen Grundschulkinder morgens, Secundaria mittags und abends Studierende unterrichtet. Da meine Schule sehr klein ist, findet morgens und mittags Unterricht für die Schüler der Secundaria statt. Was vielleicht auch gut zu wissen ist, dass hier Lehrer nicht nur an 1-2 Schulen unterrichten, sondern jeden Tag zwischen mindestens 3 Schulen pendeln und ihr jeweiliges Fach unterrichten.

Als meine Rektorin Sandra und ich um 7:45 Uhr an der Secundaria ankamen, standen schon alle Schüler in Reihen und warteten auf das Hissen der Flagge. Jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn wird die Flagge von 2 Schülern gehisst, es wird das "Vater unser" gebetet und es werden wichtige Ereignisse des jeweiligen Tages besprochen. An diesem Tag wurde ich vorgestellt und wurde von den Schülern begrüßt. Außerdem wurde der Tag der Sekretäre gefeiert, worauf der Sekretär der Schule Geschenke bekam - was es auch für Feiertage gibt!
Danach gingen die Schüler in ihre Klassen und ich durfte mit einer Lehrerin in den Sprachunterricht gehen, wo die Schüler einen Text lesen und dazu Fragen beantworten mussten. In der ersten Pause saß ich dann zusammen mit den anderen Lehrern im Lehrerzimmer und trank Mate.
Wenn man einen Mate angeboten bekommt, muss man mit der Frage rechnen, ob man diesen "dulce" (süß) oder "armargo" (bitter) trinken möchte. Der größte Fehler überhaupt ist es jedoch, sich einen süßen Mate zu wünschen, da diesem Unmengen an Zucker hinzugefügt werden und womöglich beim Trinken die Gefahr besteht, Diabetes zu bekommen. Ich trinke deswegen den Mate immer "armargo", da ich lieber einen etwas bitteren Mate trinke, da wirklich alle Lebensmittel hier übersüßt sind. Die Lehrer waren natürlich ganz verwundert, warum ich ihn ohne Zucker trinke, obwohl ich erst 2 Wochen da bin. Nach der ersten Pause durfte ich in das Fach Geschichte hineinschnuppern, wo über die derzeitige wirtschaftliche Lage und die Korruption in Argentinien diskutiert wurde. In der zweiten Pause wurde erneut Mate getrunken und Kekse gegessen.
Danach durfte ich in den Musikunterricht, was mich sehr gefreut hatte, da ich schon immer mal wissen wollte, wie hier der Musikunterricht im Vergleich zu Deutschland ist. Im Unterricht wurden gerade berühmte europäische Komponisten behandelt, was den Lehrer sehr gefreut hatte, da ich dann den Schülern zeigen konnte, wie man "Wolfgang Amadeus Mozart" oder "Georg Friedrich Händel" richtig ausspricht. Daraufhin wurde der Fernseher (der einzige an der Schule) geholt und es wurde Karaoke gesungen. Was vielleicht absurd klingt, ist eigentlich gut durchdacht, da man somit den Text auf dem Bildschirm hat und keine Liedtexte ausdrucken muss, da Kopien gespart werden müssen. Es war für mich etwas ganz Neues, Folklore-Lieder mit den Schülern mitzusingen. Den Schülern machte es jedoch sehr viel Spaß und es herrschte eine super Stimmung in der Klasse. Um 12:30 Uhr war die Schule dann zu Ende und ich wurde von meiner Schulleiterin wieder nach Hause gebracht, da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Busfahrkarten hatten.
Unserer Mentorin vor Ort ist es sehr wichtig, dass wir mit der Zeit selbstständiger werden und unsere Freizeit selbst organisieren. So werden wir in Zukunft alleine mit dem Bus zur Schule fahren und dort selbstständig ein Projekt auf die Beine stellen, welches wir dokumentieren müssen.

Auch in unserer Zeit neben der Schule sind wir immer sehr beschäftigt. Inzwischen gehen wir mindestens 2 mal die Woche ins Fitnessstudio, wo wir eine Art Bachata/Cumbia/Reggeaton tanzen, was mir richtig Spaß macht. Einmal die Woche haben wir noch 2 Stunden Spanischunterricht, wo wir die Möglichkeit bekommen, am Ende des Jahres eine Prüfung abzulegen, um unser Spanischniveau nachweisen später bei Bewerbungen nachweisen zu können. Am Wochenende treffen wir uns mit Freunden, gehen typisch argentinisch essen oder gehen feiern. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was in den nächsten Wochen noch passiert, da ich gerne noch in einen Chor gehen möchte, da mir das Singen sehr wichtig ist.

Die ersten Bilder von der Schule gibts hier!

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