Weihnachten in der Casa Loca


Für unser Weihnachtsbild haben wir uns extra warm angezogen.

24. Dezember, 9:00 Uhr, Santiago del Estero. Die Bewohner des Casa locas machen sich bereit für den kleinen Weihnachtseinkauf. Schon am Tag zuvor haben wir uns über unser Weihnachtsmenü Gedanken gemacht. Typisch deutsch sollte es sein, wenn sich schon der Rest nicht nach Weihnachten anfühlt. Deswegen soll ein Braten mit Rotkraut, Kartoffelpüree und Bratapfel das weihnachtliche Ambiente etwas verbessern. Während Nicole und Simon in der Innenstadt Rotkohl und Eis kaufen, gehen Joni und ich in der Nähe unseres Hauses einkaufen. Ich gehe in die Carnicería, die nur einige cuadras von unserem Casa entfernt ist. Es ist ja schon bekannt, dass die Argentinier fleischverrückt sind und die Metzgereien eher einem Sommerschlussverkauf ähneln, jedoch war dies heute anders: Die Metzgerei war voller Leute, sodass man sogar Nummern ziehen musste, um die ganze Lage etwas übersichtlicher zu machen. Als ich endlich an der Reihe war, erklärte ich dem Metzger, dass ich mehr als ein Kilo Fleisch möchte, um dies im Ofen zu garen. Dem Blick des Metzgers zu urteilen, ist es hier nicht so gewöhnlich, das gute Fleisch nicht auf dem Parilla zu machen. Natürlich hatte ich zur Erklärung auch ein Bild zu Hand, das ich zur Verdeutlichung zeigte. Schlussendlich hielt ich den ganzen Verkehr auf, da es irgendwie alle interessierte, was denn die Deutsche da so kaufen will. Zum Glück haben wir noch das Fleisch gefunden und konnte schließlich meinen Fleischeinkauf beenden, der schon irgendwie witzig war, da die Menschen hier meistens nichts unter 5 Kilo kaufen und man sich als Mensch mit normalem Fleischkonsum etwas komisch vorkommt, wenn man mit 1,5 Kilo aus der Metzgerei herausspaziert.

Unser Weihnachtsbaum "Gertrud"

Daheim angekommen, wurde auch schon mit dem Kochen angefangen. Es klappte überraschend gut und wir konnten schlussendlich ein tolles Weihnachtsmenü genießen. Ein kleiner Fakt am Rande: der Rotkohl hat mehr als das Fleisch gekostet, was ich finde, gut das Essverhalten der Argentinier zeigt.
Nach dem Nachtisch wurden wir von unseren Familien nacheinander angerufen, damit wir wenigstens bei ca.11.000 km Entfernung ein bisschen am Heiligabend teilhaben können.
Nach der Bescherung zu Hause, feierten wir unseren kleinen Heiligabend - ganz traditionell mit selbstgemachtem Glühwein. Wir erleuchteten unseren kreativen Christbaum und packten unsere Geschenke aus. Währenddessen schaute auch unsere Mentorin Ibette vorbei, wünschte uns Frohe Weihnachten und brachte uns Copetín - eine Art Bowle.



Nach unserer Bescherung ging es dann los zu Ricardo, der uns für die Noche Buena bei sich zu Hause eingeladen hatte. Es war allerdings sehr schwer ein Taxi zu bekommen und wir kamen erst um 23 Uhr an. Schon an der Hinfahrt könnte man sehen, wie viele Familien ihren Esstisch in den Patio oder auf die Straße stellten, um dort mit der Familie und Freunde zu essen. Das Stadtviertel, in dem unser Kumpel lebt, zählt zu den ärmsten Vierteln von Santiago, was man auch an den Straßen erkennen kann. Zwischen den provisorisch aussehenden Häusern liegt sehr viel Müll herum, für den sich niemand verantwortlich fühlt. Jedes kleines Haus hat einen kleinen Patio ("Vorgarten"), wo auch die Familie von unserem Kumpel ihren Esstisch nach draußen gestellt hat. Diese hatten bereits schon mit dem Essen angefangen. Es gab Empanadas, Huhn, Kartoffelsalat, Albóndigas und die typischen Getränke.


Auch der Neffe von Ricardo war da, bei dem wir auch schon beider Taufe waren.


Um 00:00 Uhr gab es dann ein großes Feuerwerk, worüber sich die Jungs sehr freuten, da diese extra Böller gekauft hatten (, die in Deutschland zu 100% aufgrund ihres Lärms verboten wären).  Unser jüngster Mitbewohner Simon wurde auch 19 Jahre alt, worauf wir auch mit Sekt angestoßen haben. Danach gingen wir noch etwas in der Nachbarschaft herum und wünschten allen Feliz Navidad. Bei einem Freund blieben wir dann noch etwas länger, da dieser eine Weihnachtsparty veranstaltete. Dort trafen wir noch einige bekannte Gesichter und tanzten zur lateinamerikanischer Musik. Nachts gingen wir dann, für argentinische Verhältnisse, sehr früh nach Hause, da wir an Simons Geburtstag fit sein wollten.
Es war eine sehr schöne Erfahrung, Weihnachten in einer anderen Kultur zu erleben und dort mit den Menschen zu feiern. Es gibt sehr viele Unterschiede, wie die Menschen Weihnachten feiern, jedoch ist es auch hier das Fest, bei dem die Familie und die Freunde an erster Stelle stehen. Mich beeindruckte sehr die Herzlichkeit und die Gastfreundlichkeit der Menschen, da in Deutschland nicht jeder einfach 4 Fremde zu sich nach Hause, an Heiligabend einladen würde. 





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