Unsere Mission auf dem Campo


"Meine Schule ist mein zweites zu Hause, aber mein zu Hause ist meine erste Schule."

Anfang Januar sind wir für vier Tage im Rahmen der alljährlichen Mission auf den
"Campo" gereist. Schon am Tag zuvor haben wir uns mit Padre Sergio in Nueva Esperanza getroffen, wo wir bei den Vorbereitungen für die Messe auf dem Platz geholfen haben. Jonathan und Simon halfen, die Kirchenbänke aus der Kirche auf den Platz zu tragen, während Nicole und ich den Schwestern bei der Vorbereitung für die Sandwiches de milanesa unter die Arme griffen, da diese für ca. 350 Missionare reichen sollten.


Als die drei großen Busse mit ungefähr gleichaltrigen Jugendlichen aus Buenos Aires ankamen, konnte auch schon die große Messe beginnen, wo wir feierlich ausgesandt wurden.


Nach dem Essen unserer selbst gemachten Schnitzelwecken gingen wir dann etwas zu spät ins Bett, da es am nächsten Morgen schon um 5 Uhr los ging. Am nächsten Tag bepackten wir dann alle Pickups und Lastwagen mit Gepäck und den Lebensmitteln für die nächsten Tage. Danach stiegen alle Missionare in den Bus und wurden nach und nach an
verschiedenen Wegen zu den Dörfern abgesetzt. Nicole und Simon sollten die
nächsten Tage in Las Chacras verbringen, wohingegen Jonathan und ich in San
Ramón mit 9 anderen bleiben sollten. Als wir zu unseren Dörfern laufen wollten,
wurden wir jedoch von einem unpassierbaren Weg aufgehalten, der eher einem See glich, da es die Tage zuvor sehr viel geregnet hatte.


So mussten wir auf den Lebensmittellastwagen warten, auf dessen Ladefläche mitfahren, um nicht schwimmen zu müssen. Das kleine Abenteuer ging los...



In der örtlichen Schule haben wir während der Mission übernachtet.

Ein ganz normaler Tag in San Ramón:
7:00 Uhr. Irgendwo im nirgendwo in der Nähe von Nueva Esperanza in dem pueblito San Ramón klingelt der Wecker. Nacheinander stehen die Misioneros von ihren Luftmatratzen auf, wo sie die nächsten Tage noch schlafen werden. Dank der täglichen obligatorischen Siesta ist das "frühe" Aufstehen kein Problem mehr und
man kann ausgeruht und mit voller Energie in den Tag starten.
Um 7:30 Uhr startet dann schon die an jedem Morgen stattfindende oración, bei
der man zusammen betet, singt und sich in den neuen Tag einstimmt. Dieses Mal mussten Jonathan und ich zusammen mit der Hermana Dina die oración vorbereiten. Leider war die Anreise so ermüdend, dass wir völlig vergessen hatten, etwas Kreatives vorzubereiten. Glücklicherweise lernt man hier in Argentinien schnell, wie wichtig Improvisation ist, sodass wir kurzerhand das Padre Nuestro (Vater Unser) Stück für Stück auf Deutsch übersetzen. Nach ein paar Worten von der Schwester bereiten wir auch schon das Frühstück vor, das typisch argentinisch aus Mate cocido und Keksen besteht. Beim Frühstück redet man dann immer über die bevorstehenden Ereignisse und über die Aufgaben, die noch erledigt werden müssen. Wir waren insgesamt 11 Misioneros, die man in 4 Gruppen aufteilte, die verschiedene Aufgaben, wie putzen, kochen, usw. übernehmen mussten. Nach dem Frühstück und einer ganzen Ladung voller Sonnencreme und Insektenschutz, geht es dann auch schon mit den
Häuserbesuchen los.


In den Gruppen verteilen wir uns in verschiedene Richtungen und besuchen die Dorfbewohner. Dabei sollte man vielleicht erwähnen, dass das Wort Dorf nicht so passend ist, da die einzelnen "Häuschen" meistens mehrere 100m auseinander liegen und dass bei einem Nachbarbesuch vielleicht schon mal ein ganzer Kilometer zurückgelegt werden muss.


Die meisten Bewohner hier sind evangélicos, wohin gegen der kleinste Teil aus Katholiken besteht. Bei der Misión, die jedes Jahr stattfindet und bei der ca. 350 Misioneros teilnehmen, besucht man die einzelnen Bewohner der Dörfer und redet
mit ihnen über ihren Glauben und über ihr Leben auf dem Campo.
An einem Morgen haben Schwester Dina, Jonathan und ich 3 Häuser besucht und
mit den Menschen dort geredet. Mich hat sofort die Gastfreundlichkeit beeindruckt,
da die Menschen uns dort immer Stühle angeboten und sich mit uns unterhalten
haben, obwohl sie vielleicht gerade keine Zeit oder keine Lust auf uns hatten. In
Deutschland würde man in den meisten Fällen bestimmt nicht mal zur Haustür
hereingelassen werden, wenn man dort klingeln würde. Die meiste Zeit redete die
Schwester mit den Leuten, während Jonathan und ich die Unterhaltungen
mitverfolgten, ab und zu ein paar Sätze einwarfen und die Tiere auf dem Land
beobachteten. Anders als bei uns, laufen die Schweine, Ziegen, Rinder und Hühner
frei herum und suchen sich ihre Nahrung größtenteils selbst. So kann es eben sein,
dass man bevor man Fußball auf der Wiese spielen kann, erstmal ein paar Tiere vom Spielfeld schicken muss. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Bewohner des Dorfes leben. Während die einen in kleinen Häuschen mit Mauern wohnen, schlafen andere nur unter einer Überdachung, wo gleichzeitig auch gekocht wird. Hätte man mir ein Bild von den Häusern gezeigt, hätte ich nie vermutet, dass dies in Argentinien ist und hätte auf irgendein Land in Afrika getippt. Mich hat es sehr beeindruckt, wie dort die Menschen ihren Alltag bewältigen, da es bestimmt nicht einfach ist, so von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Die Menschen dort sind auch enorm auf das
Wetter angewiesen, da es in den meisten Dörfern kein fließendes Wasser aus dem
Wasserhahn gibt. Im Sommer, wenn Regenzeit ist, werden die Wassertanks und die Brunnen gefüllt, aus denen man das benötigte Wasser mit Eimern hinauf befördert.


Da es im Winter so gut wie nie regnet, sind die Menschen bei Wasserknappheit noch
auf den kleinen See angewiesen, dessen Farbe nicht das sauberste Wasser vermuten lässt. Hier im Dorf betreibt jeder seine kleine Landwirtschaft und kann somit das Leben auf dem Land bestreiten.
Gegen 12:00 Uhr kehren dann auch die
letzten Gruppen zurück und es wird mit dem Kochen begonnen. Wir Freiwillige blieben nur vier Tage auf dem Land, während die anderen Misioneros 10 Tage in den Dörfern lebten. So mussten wir am Anfang die mitgebrachten
Lebensmittel gut einteilen, damit bis zum
Schluss noch etwas übrig blieb. Dies und die Unkreaitvität der Köche waren wohl auch der Grund dafür, dass es gefühlt jeden Tag Reis mit einer Art Dosenwurst gab. Zuvor wussten wir gar nicht, was man aus Reis alles machen kann. Reis mit oder ohne
Soße, heißer Reis, kalter Reis, Reis mit Salz, Reis mit Öl oder Mayonnaise oder dann
doch Reis mit Ei angebraten.
Nach dem Aufräumen schliefen wir dann meistens die Siesta, da man bei 40°C ohne
Ventilator und Klimaanlage nicht viel machen kann. Nach der Siesta trank man
zusammen Mate, aß Pan Dulce und tauschte sich aus.
Abends kamen immer die Kinder des Dorfes, die wir jeden Morgen zur unserer
Schule einluden. Wir spielten Spiele, Fußball und hatten eine Menge Spaß.




Die Jungs reparieren den Ball.

Fußball ist immer ein beliebter Zeitvertreib hier.

Es war sehr schön, mit den Kindern zu spielen, da diese sehr viel Freude dabei hatten und ein Kinderlachen einfach die Welt besser macht. Manchmal bekamen die Kinder auch Süßigkeiten, was das Highlight des Tages war. Bevor es dunkel wurde, gingen die Kinder wieder nach Hause und wir bereiteten die Spiele für den nächsten Tag vor. Bei Einbruch der Dunkelheit kamen auch die Tiere: von Grashüpfern, Grillen, Mosquitos, Käfern und Fröschen war auf jeden Fall alles dabei. So konnte es auch gut sein, dass man erst einen Frosch aus der Dusche jagen musste, bevor man sich mit dem Eimer duschen konnte. Doch am Allerschönsten war immer noch der Sternenhimmel, den wir in Santiago noch nie so klar sehen konnten. Während wir die Milchstraße bewunderten, schwirrten auch viele Glühwürmchen (Tucutucus) um uns herum, was das Ambiente noch mehr verschönerte.
Nach dem Abendgebet, dem Abendessen und ganz viel Insektenschutz, ging es
dann auch schon ins Bett. Jeder Tag war ein ganz besonderer Tag, an dem man viele
Leute kennengelernt und viele Eindrücke gesammelt hat. Es war eine sehr schöne
Zeit auf dem Land, die mich in der kurzen Zeit sehr geprägt hat. Mich hat es sehr
beeindruckt, wie gläubig die Menschen dort sind und wie sie ihren Glauben völlig in ihren Alltag integrieren. Außerdem hat mich die Zeit auf dem Campo auch zum
Nachdenken gebracht.
Die Leute leben dort nur mit dem Notwendigsten, sind quasi abgeschnitten von der Außenwelt und sind trotzdem sehr glücklich und freuen sich schon über
Kleinigkeiten, wie die Kinder, die von uns Lollis bekamen. Bekam man dann ein Lächeln von den Kindern zurück, so war dies das größte Geschenk für uns. Ich werde noch sehr lange an diese Erfahrung zurückdenken und freue mich schon auf
die nächste Zeit auf dem Campo.

Selfie mit den anderen Misioneros.


Auf dem Land könnten wir viele Pflanzen und Tiere entdecken, die wir zuvor nicht kannten.

Die Jungs machten Feuer für die Tortilla.

Tortilla santiagueña

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