¡Buenas tardes señorita Francia!



Neues Schuljahr - neue Schule! 
Nach einem Gespräch mit unserer Mentorin haben wir schließlich neue Schulen zugeteilt bekommen, was mich sehr gefreut hat, da ich bisher nur an einer Secundaria gearbeitet habe und ich schon immer in einer Primaria helfen wollte, da ich sehr gern mit kleineren Kindern arbeite. Zusätzlich zur Secundaria "Nuestra Señora de Loreto" darf ich nun in der Grundschule "Espírito Santo" mithelfen, die im Süden von Santiago liegt. Dort wurde ich am ersten Tag sofort von allen Lehrern und Schülern herzlich empfangen. Anders wie am Anfang des Dienstes hat man sich sofort eingewöhnt, was wohl daran liegen könnte, dass man nun die Sprache viel besser sprechen kann und nichts mehr fremd für einen ist. 
Ich hab sofort den Unterschied zur Secundaria festgestellt, da die  kleinen Kinder viel herzlicher sind und einem viel mehr zurückgeben. So wird man in den Pausen zum Beispiel immer wieder von den Kindern umarmt und auch über alles mögliche ausgefragt. So wollten schon am ersten Tag viele Kinder von mir wissen, wie ihr Name denn auf Deutsch heiße und waren danach enttäuscht, da ich ihnen erklären musste, dass sich Namen nicht ändern. Bis zu den Namen von allen Familienmitgliedern wurde ich von den Kleinen ausgefragt, was natürlich immer sehr witzig ist, da die deutschen Namen für alle Argentinier sehr "raro" (komisch) klingen.

Die Grundschulkinder während der Pause auf dem Schulhof.

Dass man mit der Frage "Kannst du mir ein Einhorn malen?" den ganzen Unterricht ruinieren kann, war mir vorher nicht ganz klar. Denn als ich dem Kind das Einhorn fertig gemalt hatte, wollten plötzlich alle Kinder der Klasse ein Einhorn von mir haben und haben sich um meinen Tisch versammelt, um zu beobachten wie ich die Bilder male. Schlussendlich hatte ich dann einen großen Papierberg vor mir liegen und war über eine Stunde damit beschäftigt, jedem Kind sein Einhorn zu malen.
Von der Aktion übrig, blieb nur noch Schmerzen in der Hand und ein schlechtes Gewissen, da es für die Lehrerin sehr schwer war bei dieser unruhigen Klasse den Unterricht zu führen. Die Kinder hatten dabei jedoch die größte Freude und versuchten mich mehrmals zu überreden, ob ich doch nicht lieber Kunstlehrerin an der Schule sein wolle.


Ansonsten konnte ich im Unterricht schon sehr gut mithelfen, da jede Klasse nur einen Lehrer hat und die Klassen sehr groß sind. Witzig wird es dann, wenn dich die Kinder fragen, wie man gewisse Wörter schreibt, es aber selbst nicht weiß, da man Spanisch schließlich nicht als Muttersprache hat.
So durfte ich schon in verschiedene Klassen gehen, wo die Lehrer immer im Chor mit "BU-E-NOS-TAR-DES-SEÑO-R/ITA (Name des Lehrers)" begrüßt werden, was mich natürlich immer wieder an meine Grundschulzeit erinnert, da wir dort auch immer die Lehrer im Chor begrüßt hatten. So werde ich wie die anderen Lehrern auch, mit meinem Namen von den Kindern begrüßt, was echt amüsant ist, da aus Señorita Franzi schon mal kreative Abwandlungen entstehen können, da mein Name hier nicht so geläufig ist.
So wurde ich schon von zwei Klassen mit Señorita Francia begrüßt, was übersetzt Frankreich heißt. Zum Glück habe ich gelernt auf kreative Abwandlungen, wie Francis oder Fran, zu hören, da Franzi einfach zu komisch für die Argentinier ist.


Mir macht es sehr viel Spaß mit den kleinen Kindern in der Grundschule zu arbeiten und freue mich riesig, dass ich die restliche Zeit dort verbringen darf.
Morgens jedoch, arbeite ich noch an der Secundaria, die ich schon ein halbes Jahr besuche. Dort bin ich schon richtig in die Gemeinschaft aufgenommen worden und alle Schüler und Lehrer kennen mich. Am liebsten helfe ich zur Zeit im Englischunterricht, da ich den Schülern viel erklären kann, was sie noch nicht verstanden haben. Ich helfe auch, indem ich Spiele für den Englischunterricht mit den Lehrern vorbereite. So spielten wir ein Vokabelspiel, wo die Schüler Wörter und Fragen zusammen setzen mussten und somit Punkte erzielen konnten. Wir haben das Spiel in zwei Grados gespielt, wo sehr deutlich wurde, wie sehr sich das Niveau sogar pro Klasse im selben Jahrgang unterscheidet.

Welche Gruppe wird wohl das Spiel gewinnen?

Eine Klasse hatte keine Probleme bei dem Spiel und hatte viele Punkte erzielt und hatte sogar so viel Spaß daran, dass wir neue Kärtchen für eine neue Runde beschriften mussten. Die andere Klasse jedoch hatte große Probleme einzelne Wörter zusammenzustellen, wo man schließlich die kreativsten Wörter an der Tafel finden konnte, die nicht existierten. Das hat mich schon ein wenig schockiert, da die Schüler sogar die gleiche Lehrerin haben und demnach das gleiche Niveau haben müssten. Das Englisch-Niveau kann man jedoch überhaupt nicht mit dem vergleichen, das wir nach unserem Abschluss haben, da die Kinder in der Grundschule keinen Englischunterricht haben. Da die Grundschule bis zur 7. Klasse geht und die Schüler dann erst danach in der Secundaria Englisch lernen, erklärt dies einem schon, warum die Schüler so große Probleme in Englisch haben. Meist haben diese auch keine Motivation zu lernen, wodurch die Lehrer immer wieder die selben Themen durchnehmen, damit diese von den Schüler verinnerlicht werden.

Durch den Einsatz von Spielen sind die Schüler auch viel motivierter im Unterricht mitzumachen.

Bei der Einschulung des neuen ersten Grados der Secundaria konnte man auch deutlich erkennen, aus welchen Grundschulen die Schüler kamen. Viele haben große Probleme mit dem Lesen und haben auch keine Schreibschrift in der Grundschule gelernt. Diese Schüler kommen dann meistens von einer Grundschule die auch im selben Barrio, wie meine Secundaria ist. Meine Lehrer erzählten mir, dass einige Problemschüler durch ihren Abschluss "geschleust" werden, damit die Schule keine Probleme mit ihnen hat und sich die andere Schule um die Defizite kümmern muss. So muss die Sprachlehrerin nun erst mit den Kindern Schreibschrift üben, bevor sie mit dem richtigen Unterricht beginnen können, da die Schüler eine Mischung aus undeutlichen Großbuchstaben schreiben. Die Schüler, die jedoch alles in ihrer Grundschule gelernt haben, müssen nun alles wiederholen und langweilen sich im Unterricht.
An sich sind einige Dinge am argentinischen Schulsystem sehr sinnvoll, jedoch würde ich persönlich einige Dinge ändern. So sollten die Schüler früher Englischunterricht bekommen, was oft nicht geht, da Englischlehrer fehlen. Zudem sollte man auch die Schulen mehr überprüfen, da die Schüler manchmal nicht diese Bildung erhalten, die ihnen eigentlich zusteht (wie im Falle der benachbarten Grundschule neben meiner Secundaria).
Es arbeiten so viele Lehrer an meiner Schule, die sich sehr für die Schüler einsetzen und ihnen versuchen klar zumachen, wie wichtig die Bildung für einen selbst ist. Solche Lehrer, die ihren Beruf mit Herz und Seele ausüben, sollte es mehr geben.


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