Die 72 Stunden-Aktion - auch wir waren dabei!

Bestimmt ist die 72h Aktion allen in Deutschland ein Begriff, da diese dort schon seit einigen Jahren jedes Jahr stattfindet. Aufgabe ist es, ohne etwas zu kaufen, ein Projekt zu starten, dass in einem bestimmten Zeitraum stattfinden muss. Da unser Weltkirchlicher Friedensdienst (WFD) vom BDKJ geleitet wird, ist es nur selbstverständlich für uns, dass wir bei der Aktion teilnehmen. Auch unsere anderen Mitstreiter, die in Brasilien, Bolivien, Paraguay und Peru ihr Auslandsjahr machen, haben bei der Aktion mitgemacht.
In Eduardo, ein Reverse-Freiwilliger, der auch schon mit dem BDKJ für ein Jahr in Deutschland war, haben wir schließlich einen guten Mitstreiter gefunden, um unser Vorhaben zu realisieren. 
Schließlich haben wir uns dann entschieden, ein Umweltprojekt zu machen, da die Menschen hier in Santiago nicht sehr auf sie achten. So kann man in bestimmten Stadtteilen Berge von Müll vorfinden, da die Straßen wie eine Mülldeponie genutzt werden. Oft wird der Müll von der Stadt gar nicht mehr weggeräumt, da dort immer wieder Müll abgeladen wird.
Gesagt. Getan. 
Nach dem ein oder anderen Mate haben wir uns dann entschieden Müll aufzusammeln und in Santiago Bäume zu pflanzen. Während Eduardo alles mit der Municipalidad abgeklärt hatte, habe ich einen Flyer erstellt, um noch mehr Menschen für unser Vorhaben zu begeistern. Wir waren sehr überrascht, wie sehr uns die Stadt Santiago in unserem Vorhaben unterstützt hat, da diese uns Müllsäcke, Bäume und sogar Handschuhe gespendet haben. Das hat uns alle natürlich sehr gefreut, da wir somit die Möglichkeit bekommen haben, unser Projekt ohne eigenes Geld realisieren zu können.


Wir haben alle kräftig die Werbetrommel gerührt und haben gehofft, noch mehr Leute erreichen zu können. Am Freitag, den 24. Mai ging es dann schließlich mit der Müllaktion los. Wir haben uns entschieden, in einen etwas gefährlicheren Stadtteil zu gehen, da wir schon des Öfteren durch diesen Teil der Stadt gefahren sind und uns der viele Müll aufgefallen ist. Viele Menschen raten davon ab, alleine in dieses Barrio zu gehen, weswegen wir als große Gruppe zusammen geblieben sind.
Unsere Müllaktion hat mich etwas an meine Kindheit erinnert, als man damals immer mit dem Traktor durch den Wald gefahren ist, um Müll zu sammeln. Nur mit dem Unterschied, dass man hier innerhalb von 300m so viel Müll aufsammeln kann, wie bei uns in Deutschland an einem Tag auf den Feldern und im Wald. Das hat mich schon etwas schockiert, da man irgendwie nicht begreifen kann, wie der Mensch so rücksichtslos sein kann. Wir hatten natürlich unseren Spaß beim Müll aufsammeln und haben auch echt komische Dinge gefunden. Von Schuhen, Fenstern, halben Ventilatoren und Kabeln war so gut wie alles dabei, wobei der Großteil aus Plastikflaschen und Plastiktüten bestand. Die Leute haben uns sehr komisch angeschaut, da womöglich noch niemand zuvor so eine Aktion gemacht hatte. Beim Eintritt der Abenddämmerung haben wir schließlich die ganzen Müllsäcke an einen abgesprochenen Standort abgeladen, damit diese abgeholt werden konnten. Jedoch konnten wir guten Gewissens nach Hause gehen, da wir Santiago ein bisschen mehr vom Müll befreien konnten.

Eduardo, Simon, Jonathan, Nicole, ich und Carolina warten an unserem Treffpunkt auf Mithelfer.


In der kleinen Pause während des Fußballspiels können die Mitspieler auch mithelfen.


Bei so viel Müll weiß man gar nicht, wo man anfangen soll.

So viel Müll haben wir innerhalb kürzester Zeit aufgesammelt.


Am Samstag haben wir uns schließlich im Süden Santiagos getroffen, um die gespendeten Bäume einzupflanzen. Im Gegensatz zum Tag zuvor sind dieses Mal mehr Helfer gekommen, die uns tatkräftig unterstützten. Nachdem wir besprochen hatten, wo wir die Bäume pflanzen, ging es dann auch schon los und es wurden Löcher gegraben. Dies war gar nicht so einfach, da die Erde sehr hart war und man viel Gewalt anwenden musste, um ein einigermaßen großes Loch graben zu können. Natürlich haben wir wieder alle Aufmerksamkeit auf uns gezogen, sodass sogar ein Mann vom Sicherheitsdienst uns gefragt hatte, was wir hier denn machen. Da jedoch alles mit der Stadt abgesprochen war, war es kein Problem und der Mann half uns sogar, geeignete Stellen für die Bäume zu finden. Ziemlich schnell hatten wir schon die ersten Bäume gepflanzt und konnten unser Werk bestaunen. Schließlich kam noch ein Mann vom Radio vorbei, mit dem wir am Montag ein Interview haben werden. 
Nach nicht einmal zwei Stunden waren wir fertig mit dem Einpflanzen und haben dann noch mit Mate unseren Mittag ausklingen lassen. 
Während unserer ganzen Pflanz-Aktion hat ein Anwohner seinen Baum gefällt, was schon etwas ironisch ist, da wir mit unseren Bäumen für ein grüneres Santiago sorgen wollten. Obwohl der Mann von unserer Arbeit nicht begeistert war, hat er uns sogar zusätzlich eine Schaufel ausgeliehen, was uns alle sehr überrascht hat.

Erstmal müssen die Pflanzen abgeholt werden.

Schüler und Freunde haben sich bereit erklärt uns zu helfen.


Gruppenbild mit unserem letzten Baum.


Fazit
Wir waren alle sehr begeistert, wie gut die 72 Stunden-Aktion geklappt hat, was uns natürlich sehr motiviert, nochmal eine ähnliche Aktion zu starten. Da wir noch Müllsäcke übrig haben, werden wir versuchen, in den Schulen ähnliche Projekte zu machen, um den Schülern vor Augen zu führen, was der Müll für Auswirkungen auf die Umwelt hat. Die Menschen hier haben jedoch meist andere Probleme und setzen sich nicht mit dem Thema auseinander, was auch der Grund war, warum bei der Müllaktion nicht so viel Menschen geholfen haben. Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich bei jedem Einkauf eine Plastiktüte dazu zubekommen, was man schnell feststellt, wenn man verständnislose Blicke einfängt, wenn man eine Plastiktüte ablehnt. Bei Veranstaltungen werden oft keine Mülleimer aufgestellt, da die Menschen alles auf den Boden werfen, da es für sie normal ist, dass am nächsten Tag jemand kommt und den Müll aufhebt. Auch, dass es nur bedingt Pfandflaschen gibt, macht die Sache nicht gerade besser, da die Flaschen dann einfach irgendwie weggeworfen werden. Auch bei meinem täglichen Schulweg fahre ich immer an einem Kanal vorbei, der in der Trockenzeit statt mit Wasser, mit Müll gefüllt ist.

Ich hoffe sehr, dass die Menschen hier irgendwann ein Bewusstsein entwickeln, da der ganze Müll der Umwelt schadet und auf Dauer nicht gesund für die Lebewesen ist.

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